Am 15. April 2020 ruft mich Didier Schwarz von der Stiftung Fondation pour l’Innovation Technologique (FIT) im Kanton Waadt an. Am 7. Mai 2020 geht die WaadtlĂ€nder COVID-19-Plattform zur UnterstĂŒtzung der Start-ups im Kanton live. Die ersten COVID-19-KreditantrĂ€ge fĂŒr Start-ups wurden eingereicht und bestĂ€tigt. Ein RĂŒckblick auf die wichtigsten Etappen und die Erfolgsfaktoren dieses Projekts.

Die wichtigsten Etappen

đŸ˜± Mittwoch, 15. April 2020 – der Notfall

Der Kanton Waadt muss eine Lösung finden! Die im Kanton ansĂ€ssigen, von der Corona-Krise betroffene Start-ups sollen so rasch wie möglich unterstĂŒtzt werden. Die Stiftung FIT hat den Auftrag, den WaadtlĂ€nder Start-ups Kredite im Umfang von 20 Millionen Franken zur VerfĂŒgung zu stellen. Der Kanton benötigt eine digitale Lösung, damit die KreditantrĂ€ge effizient bearbeitet werden können. Didier Schwarz teilt mir seine Anforderungen mit. Die Internetplattform muss:

  • bis zum 1. Mai online sein
  • in der Schweiz gesichert und gehostet werden
  • die Validierung der Dossiers gemĂ€ss einem genauen Workflow ermöglichen
  • sowohl fĂŒr Personen, die einen Kredit beantragen, wie auch fĂŒr die FIT-Berater*innen, die die AntrĂ€ge prĂŒfen, einfach zu nutzen sein

Der Druck ist gross. Und wir haben keine Zeit zu verlieren. Didier hat mit FlowMapp bereits die spezifischen Besonderheiten der zukĂŒnftigen Plattform entworfen. Dank dieser Bedarfsanalyse sparen wir bei der ProjektschĂ€tzung und -entwicklung Zeit.

🚀 Montag, 20. April 2020 – der Kick-off

Nach drei Arbeitstagen und gewisser internen Hektik in Bezug auf unsere Planung nahm FIT unser Angebot an. Wir haben ein Entwicklerteam zusammengestellt und das Projekt gestartet. Unser Plan umfasst etwa zwanzig User Storys fĂŒr insgesamt 28 Story Points. Der Begriff Sprint passt hier voll und ganz, auch wenn man in diesen Zeiten schon eher von einem Marathon sprechen könnte. Die Plattform wird aus einer Landingpage, einem umfangreichen Formular und einem Backoffice fĂŒr die BestĂ€tigung der AntrĂ€ge bestehen.

Die Arbeitsgruppe bestehend aus Céline, Jonathan, Sergio und Benjamin trifft sich via Google Meet mit Didier – wĂ€hrend der Corona-Zeit arbeiten alle im Homeoffice.

«So etwas hab ich noch nie erlebt! Innerhalb von weniger als einer Woche haben wir vom Projekt erfahren, ein Budget freigegeben und einen vertrauenswĂŒrdigen Partner gefunden. Liip ist der Inbegriff von ReaktivitĂ€t und Effizienz!»
Didier Schwarz

Die Entwicklungs- und Produktionsumgebungen sind schnell eingerichtet. Die ersten Designs werden am nÀchsten Tag geliefert.

⛔ Freitag, 24. April 2020 – die Krisensitzung

Der Bundesrat kĂŒndigt seinerseits mehrere Millionen zur UnterstĂŒtzung der Schweizer Start-ups an. KreditantrĂ€ge mĂŒssen ĂŒber die entsprechende Internetplattform gestellt werden: covid19.easygov.swiss. Unser Elan erhĂ€lt einen jĂ€hen DĂ€mpfer. Das Projekt zur Umsetzung einer kantonalen Plattform wird solange auf Eis gelegt, bis der Kanton Waadt mit dem Bund die Frage der GewĂ€hrung von Krediten fĂŒr Start-ups geklĂ€rt hat.

😹 Montag, 27. April, und Dienstag, 28. April 2020 – die Zeit des Bangens

Zwei Tage im luftleeren Raum. Wir wissen nicht, ob die kantonale Plattform aufrechterhalten wird oder nicht. Didier bekommt vereinzelte Informationen vom Bund und vom Kanton Waadt.

🚀🚀 Mittwoch, 29. April 2020 – erneuter Kick-off

Die Plattform muss angepasst werden. Wir verzichten auf die Entwicklung eines allgemeinen Formulars. Stattdessen entwickeln wir ein Zusatzformular, in ErgÀnzung des Bundesformulars. Es folgt auf die Anmeldung auf: covid19.easygov.swiss. Damit ist die Anmeldung auf der WaadtlÀnder Plattform nur auf Einladung möglich. Die Validierungsschritte im Backoffice Àndern sich ebenfalls.

FĂŒnf User Storys (drei davon sind bereits entwickelt worden) aus unserem Basisplan passen jetzt nicht mehr. Und wir fĂŒgen acht neue Storys hinzu. Die ausserplanmĂ€ssige Arbeitslast belĂ€uft sich auf sieben zusĂ€tzliche Tage. Zum GlĂŒck wurde der Go-live der Plattform vom 1. Mai auf den 7. Mai 2020 verschoben. Wir sind noch in der Zeit, aber es wird eng!

đŸ”„ Donnerstag, 30. April 2020 – die KlĂ€rung des Backlogs

FĂŒr mich als Product Owner ist es ein langer Tag. Ich muss alle Änderungen, die uns am Vortag angekĂŒndigt wurden, verarbeiten und den Backlog aktualisieren. Die Validierungsbildschirme fĂŒr das Backoffice skizziere ich mit Balsamiq.

In den darauffolgenden Tagen organisiert sich das Entwicklerteam selbst und schliesst eine User Story nach der anderen. Wir sind zuversichtlich am 7. Mai live zu gehen.

đŸŽ‰đŸŸ Donnerstag, 7. Mai 2020 – Go-live

Grossartig, der Backlog ist leer. Mit anderen Worten – wir sind live! Didier ist begeistert. Der Kanton Waadt ist der erste Kanton der Schweiz, der UnterstĂŒtzung fĂŒr Start-ups ankĂŒndigt. Er verfĂŒgt nun ĂŒber ein leistungsstarkes und unverzichtbares Instrument, um die AntrĂ€ge der WaadtlĂ€nder Start-ups so schnell wie möglich zu bearbeiten.

«Ihr habt bemerkenswerte Arbeit geleistet! Ich habe vom Kanton Waadt, von Innovaud und von meinen Kollegen bei der FIT super Feedbacks erhalten. Mit euch ist es uns gelungen, innerhalb von drei Wochen mit einem ĂŒberschaubaren Budget eine Plattform fĂŒr die E-Administration auf die Beine zu stellen.»
Didier Schwarz

Am nĂ€chsten Tag werden ĂŒber das Formular die ersten KreditantrĂ€ge eingereicht.

🐞 Samstag, 9. Mai 2020, um 1.00 Uhr morgens – der Bug

Ein ĂŒber das Formular eingereichter Kreditantrag wird nicht ans Backoffice ĂŒbermittelt. Es ist Freitagabend – fast Mitternacht. Jonathan erhĂ€lt eine Meldung und geht ihr nach. Die Datenbank unterstĂŒtzt keine sehr grossen Textvolumen. Wir synchronisieren mit unserem Web-Host Oriented.net. Um 8.00 Uhr am Samstagmorgen haben wir den Wechsel von MariaDB 10.1 zu Oracle MySQL 5.7.30 vollzogen, das eine Zusatzoption fĂŒr grosse Textvolumen in einer DB-Registrierung unterstĂŒtzt. Wow, das war hart, aber wir haben es geschafft. Applaus fĂŒr Jonathan und Marc von Oriented.net!

😮 Montag, 11. Mai 2020 – die wohlverdiente Pause

Die KreditantrĂ€ge gehen reibungslos ĂŒber das Formular auf der WaadtlĂ€nder Plattform zur UnterstĂŒtzung der Start-ups im Kanton Waadt ein. Die Bearbeitung im Backoffice durch die Taskforce des Kantons lĂ€uft gut. Das gesamte Entwicklerteam hat sich nun wirklich eine Pause verdient.

«Das war eine komprimierte Start-up-GrĂŒndung innerhalb von 20 Tagen. Das Vertrautmachen mit dem Projekt, die Budgetverhandlung, das Zusammenstellen des Teams, der Kick-off, Tag und Nacht arbeiten, ... der abrupte Unterbruch, das erneute Durchdenken des Tools nach der AnkĂŒndigung des Bundesrats, die umso intensivere Wiederaufnahme des Projekts, die Behebung von Fehlern in letzter Minute. Trotz allem war ich sicher, dass die Plattform rechtzeitig fertig sein wĂŒrde. Weil ihr lösungsorientiert seid, weil ihr immer pĂŒnktlich liefert, weil alles, was ihr liefert, immer qualitativ hochwertig ist und funktioniert. Ich wusste, dass ich euch vertrauen kann.»
Didier Schwarz

Die Erfolgsfaktoren

Weil unsere Kund*innen besser beurteilen können, was fĂŒr den Erfolg eines Projekts ausschlaggebend ist, befragten wir Didier.

Das persönliche Engagement der Liiper

«Das ganze Team war von Anfang an extrem engagiert. Ihr habt euch fĂŒr das Projekt eingesetzt, als ob ihr die Plattform fĂŒr euch selbst entwickeln wĂŒrdet. Wir waren alle mit einer Aufgabe betraut: die WaadtlĂ€nder Start-ups zu unterstĂŒtzen und so heute und morgen ArbeitsplĂ€tze zu retten. Wir hatten dabei immer die Endnutzer im Kopf. Wir haben Tag und Nacht – inklusive Wochenende – an diesem Projekt gearbeitet, auch wenn wir uns noch nie persönlich getroffen haben. Es ist unglaublich, was wir gemeinsam geschafft haben, alle von zu Hause aus.

Ich fand die Dynamik im Team grossartig. Wir haben Bande geknĂŒpft, die stĂ€rker sind als die zwischen Dienstleistungsanbieter und Kunde – ihr seid echte Partner. Ich freue mich deshalb darauf, gemeinsam ein Bier trinken zu gehen, sobald das wieder möglich ist.»

Die AgilitÀt von Liip

«Bei Liip ist AgilitĂ€t kein leeres Schlagwort. Die Methodik wird angewendet. Durch eure interne Struktur seid ihr extrem reaktionsschnell. Sowohl bei der Unterbreitung des Angebots wie auch bei der Bereitstellung des Teams und der Lancierung des Projekts. Ihr liefert regelmĂ€ssig und pĂŒnktlich.

Innerhalb von drei Tagen hattet ihr bereits eine erste funktionsfÀhige Version des Formulars erstellt. Weil ich Zugang zur Staging-Umgebung hatte, konnte ich den Projekt-Fortschritt beinahe in Echtzeit mitverfolgen. Wir waren hinsichtlich der Arbeitsmethoden perfekt aufeinander abgestimmt. Die Anpassungen der Entwicklung infolge der Massnahmen des Bundesrats stellt eure AgilitÀt einmal mehr unter Beweis.»

Das technische Know-how der Liiper

«Ihr seid einfach stark und lösungsorientiert. Was geliefert wird, funktioniert und ist qualitativ hochwertig. Eure Ideen zur Vereinfachung der Entwicklung und zum Zeitgewinn waren auch super! Ich bin sehr froh, dass ich mit euch arbeiten konnte – ihr seid ein ultra kompetentes Team!»

Vielen Dank fĂŒr dein Vertrauen, Didier. Wir fanden die Zusammenarbeit mit dir sowie mit der Stiftung FIT und dem Kanton Waadt auch grossartig. Und wir freuen uns auf die Fortsetzung dieser Partnerschaft.

Vielen Dank auch an Sara, die uns wĂ€hrend des gesamten Projekts begleitet und sich um die Kommunikation (einschliesslich dieses Blogbeitrags) gekĂŒmmert hat. ;-)