Wer im digitalen Bereich arbeitet, tappt daher leicht in die Falle, die Maslow treffend auf den Punkt brachte:
“Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.”

Mit anderen Worten – eine geeignete Lösung ausschliesslich unter Berücksichtigung des technologischen Blickwinkels zu suchen, ist so, als würde man ein Problem durch die Lupe betrachten und dabei den Kontext ausser Acht lassen. Für uns als Designerinnen in einer Digitalagentur geht es vielmehr darum, den Menschen ins Zentrum unserer Arbeit zu stellen. Wenn uns eine Kund*in ein neues Projekt unterbreitet, versuchen wir also nicht als Erstes, herauszufinden, welches Interface wir erstellen oder welche neue Programmiertechnologie wir verwenden sollen. Stattdessen machen wir lieber einen Schritt zurück und treffen zunächst einmal die Menschen, die das Ergebnis unserer Arbeit tatsächlich nutzen werden.

Der Lean-Ansatz eignet sich als Methode hervorragend, um diese Herausforderung zu meistern. Das gilt sowohl für Lean-Startup, um die Machbarkeit von Geschäftsideen zu eruieren, wie auch für Lean UX, um die Anforderungen unserer Kund*innen zu erfüllen.

Die Entwicklung sinnvoller Lösungen erfordert Vorarbeit vor Ort

Wir wurden beispielsweise mit einem Projekt aus dem Industriesektor beauftragt. Dabei begannen wir nicht direkt mit der Arbeit am Interface-Design und der Entwicklung von Funktionen gemäss dem Pflichtenheft unseres Kunden. Stattdessen schlugen wir vor, unter Anwendung unserer Methodik eine Reihe von Interviews mit den Ingenieurinnen und Arbeiterinnen zu führen. Wir haben sie auch bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten begleitet, um ihre Arbeitsgewohnheiten kennenzulernen. So konnten wir ihre tatsächlichen Bedürfnisse und Problembereiche erfassen und herausfinden, welche Tricks sie zur Erleichterung ihrer Aufgaben anwenden.

Diese Vorgehensweise entsprach zwar nicht unbedingt dem Pflichtenheft unseres Kunden, der uns aber trotzdem mit Begeisterung bei unseren Recherchen unterstützte.

Dadurch konnten wir viel Zeit und Geld sparen, da wir im Anschluss zusammen mit eben diesen Leuten eine Lösung entwickeln und testen konnten. Diese Lösung war dann auch voll und ganz auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten, die sie später tatsächlich nutzen würden. Letztere wurden sogar zu regelrechten Botschafter*innen, als es darum ging, die neuen Tools zu implementieren. Wir sind der Meinung dass das ein Beispiel sinnvoller Technologie ist, da sie den menschlichen Fortschritt unterstützt.

Die mediale Version dieses Blogposts wurde in der Bilan-Sonderausgabe “Futur digital” vom April 2022 veröffentlicht.