AI und Nachhaltigkeit sind zwei widersprüchliche Elemente. LLMs und KI-Infrastruktur haben einen realen ökologischen Impact: hoher Energiebedarf, Rebound-Effekte und "climate shadows", die oft auf den ersten Blick unsichtbar bleiben. Dennoch sind wir bei Liip davon überzeugt, dass KI so gestaltet werden kann, dass sie weniger Schaden anrichtet und verantwortungsvoller wird. Wir sehen es als unsere Pflicht, dies zu tun, für unsere Kund*innen, für die Gesellschaft und für die langfristige Stabilität des digitalen Ökosystems.

Diese Verantwortung hat Liip dazu veranlasst, die Sustainability Guidelines für KI-gestützte Produkte zu veröffentlichen. Derzeit liegt eine funktionsfähige Version vor: Sie wird in ersten Projekten getestet und schrittweise finalisiert.


Warum wir diese Arbeit gestartet haben

Das ursprüngliche Ziel beschrieb die Herausforderung gut: Teams, die an KI-Produkten arbeiten, fehlt oft eine konsolidierte Checkliste, die ihnen hilft, negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu reduzieren, während gleichzeitig hochwertige Resultate geliefert werden, die den Kundenerwartungen gerecht werden.

Es war immer klar, dass wir Kreativität nicht einschränken oder die Entwicklung verlangsamen wollen. Vielmehr ging es darum, es den Expert*innen, die an einem solchen Projekt mitarbeiten, zu ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen, basierend auf:

  • Angebot- und Projektprozessen
  • User Value
  • Technischer Optimierung
  • UX Relevanz
  • Ethischen Überlegungen
  • Transparenz
  • Digitaler Nachhaltigkeit

Kurz gesagt: bessere Produkte für die Nutzer*innen, mit geringerem Impact und stärkerer Ausrichtung auf die Unternehmensstrategie.


Was die Richtlinien heute ermöglichen

Nach mehreren Austauschrunden und der Analyse bestehender Referenzen zu nachhaltiger KI verfügen wir nun über eine erste einsatzbereite Version. Die Richtlinien bieten:

1. Klare Kriterien für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz

Ein strukturiertes Set von 38 Fragen und Prüfpunkten, die sich schrittweise in Projekte integrieren lassen.
Sie decken Impact-Reporting, Modellwahl, UX-Aspekte, Datenmanagement, Transparenz gegenüber Nutzer*innen und vieles mehr ab.
Einige Punkte sind offensichtlich, einige bereits umgesetzt, andere erfordern zusätzliche Anstrengungen.

2. Einen Rahmen für kontinuierliche Verbesserung

Die Idee ist einfach: Bereits ein einziger zusätzlicher erfüllter Kriterienpunkt pro Projekt ist ein Fortschritt.
Kontinuierliche Verbesserung ist seit Beginn des Projekts Bestandteil der Richtlinien.

3. Konkrete “Essentials” für KI-Projekte

Schon in der internen Entwurfsphase haben sich vier wesentliche Praktiken als nicht verhandelbar für zukünftige GenAI-Projekte herauskristallisiert:

  • Alternativen bei der Wahl der LLMs und des Hostings anbieten (Open-Source, energieeffizient, kleinere Modelle, …)
  • Unsere Designer systematischer einbeziehen, um Nutzerflüsse zu optimieren und die Erfahrung zu verbessern
  • Tools für Impact-Reporting und Performance Cards (wie Ecologits) einsetzen, um den Fussabdruck unserer Produkte zu verfolgen
  • Eine Roadmap für kontinuierliche Verbesserung bereitstellen, basierend auf den Richtlinien, für Wartung und zukünftige Releases

Wichtig: Die Initiative fügt nahtlos in die übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie von Liip ein.


Frühe Einführung: vom Optionalen zum Systematischen

Die Richtlinien werden zunehmend in Projekten eingesetzt, in denen der KI-Einsatz gross genug ist, um von Impact-Bewertungen und Optimierungen zu profitieren. Diese “Soft-Launch”-Phase ermöglicht es den Teams:

  • bereits erfüllte Kriterien zu evaluieren
  • Reibungspunkte zu identifizieren
  • Chancen zu erkennen, Kund*innen nachhaltige Zusatzservices anzubieten
  • Empfehlungen zu validieren, die künftig als Standardpraktiken gelten sollen

Diese schrittweise Integration ist entscheidend, um das Projekt in den Liip-Standard zu überführen.


Auf dem Weg zu Transparenz und kollektivem Fortschritt: Open-Sourcing der Richtlinien

Sobald die Richtlinien durch Feedback aus den Projekten finalisiert sind, möchten wir sie Open Source veröffentlichen.
Die KI-Branche verfügt noch immer über wenig klare und umsetzbare Standards für verantwortungsvolle Praktiken; durch das Teilen unseres Ansatzes möchten wir zu einer kollektiven Bewegung beitragen — hin zu transparenteren und ökologisch weniger belastenden KI-Systemen — und mit anderen engagierten Akteuren zusammenarbeiten.

Parallel dazu bereiten wir den Beta-Launch von Lowwwimpact vor, unserer kommenden Plattform zur Bewertung der Web-Nachhaltigkeit.
Ein eigenes Modul für nachhaltige KI-Praktiken ist geplant, und erste Nutzer*innen können sich bereits auf die Warteliste setzen lassen:
👉 Lowwwimpact.com

Unternehmen oder Einzelpersonen, die zusammenarbeiten, die Richtlinien testen oder an der nächsten Version mitwirken möchten, können sich bereits jetzt anmelden und Teil der ersten Testgruppe werden.


Wie es weitergeht

In den kommenden Monaten werden wir:

  • Kriterien und Dokumentation anhand der Projekterfahrungen konsolidieren
  • Die kontinuierliche Verbesserung weiterführen
  • Feedback von interessierten Partnern einholen
  • Die Open-Source-Veröffentlichung vorbereiten
  • Die Richtlinien in Lowwwimpact als eigenes KI-Kapitel integrieren

Dieses Projekt begann mit einer einfachen Idee: unseren Teams zu helfen, bewusstere Entscheidungen bei der Entwicklung KI-gestützter digitaler Produkte zu treffen. Heute ist daraus ein interdisziplinäres Vorhaben geworden — im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Die Guidelines schaffen neue Formen von Mehrwert für unsere Kund*innen: sei es durch Optimierung, Transparenz, Ethik oder neue Funktionalitäten.

Wenn Sie Teil dieser Reise sein möchten, Sprechen wir darüber !