Zwei Dinge die normalerwiese bei der Einstiegsfrage: "Wie geht es dir" passieren:

  1. Dein Gehirn dent bereits ĂŒber den weiteren Teil des GesprĂ€ches nach, ohne dass du die Antwort der Person ĂŒberhaupt gehört hast
  2. Die Person antwortet mit maximal ein bis fĂŒnf Wörtern, z.B. "Ja, ja alles gut", und geht direkt zum nĂ€chsten Teil des GesprĂ€chs ĂŒber, ohne ĂŒber das Gesagte nachzudenken

Dieses PhÀnomen der OberflÀchlichkeit in mir den letzten Monaten aufgefallen, als ich mich mit der Entwicklung der EmpathiefÀhigkeit auseinandersetzte.

Verschiedene Experimente fĂŒhrten mich zu einer einfachen Frage, die ich meinem GegenĂŒber stelle. Anstatt "Wie geht es dir?", fĂŒrge ich fĂŒnf transformative Worte hinzu:

"Wie geht es dir heute zwischen 1 und 10?"

Sofort schaltet das Gehirn in den manuellen Modus. Die Person versetzt sich ins Hier und Jetzt. Und, beginnt wie von Zauberhand zu erklÀren, warum sie heute eine niedrige "5-6" empfindet, oder warum sie mit einer starken "8-9" unterwegs ist.

Ein aktuelles Beispiel: Ich entdeckte, dass ein*e Kollegg*in etwas mĂŒde aussah (das könnte von einer schlechten Nacht zeugen), in Wirklichkeit mit persönlichen Themen absorbiert war, denn ein*e nahe*r Verwandte*r hatte gesundheitliche Probleme. Zudem hatte diese Person zu viel Arbeit auf dem Tisch. Was ein kurzes Sync-Meeting sein sollte, endete in einer Brainstorming-Session um zwei der der wichtigsten Probleme im Leben dieser Person zu lösen.

Heute haben wir nicht mehr nur beruflich miteinander zu tun. Uns verbindet auch eine persönliche Ebene. Und diese Verbindung macht unsere kĂŒnftigen Diskussionen flĂŒssiger und effizienter, da wir die Erwartungen und Arbeitsweisen besser verstehen.

Meine Recherche im Thema Empathie ergab, dass die Wissenschaft einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verbundenheit von Menschen und der Sinnhaftigkeit und Motivitation ihrer Arbeit bestÀtigt. [1][2]

HĂ€tte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass Empathie unsere ProduktivitĂ€t insgesamt verbessern wĂŒrde, hĂ€tte ich gelacht!

Diese VerÀnderung mag einfach scheinen, aber sie hat die Tiefe der Beziehungen zu Menschen in meinem Leben verÀndert. Und ganz nebenbei auch meine persönliche ProduktivitÀt. Wie jede andere Sozialkompetenz ist auch das ein Muskel den es zu trainieren und entwickeln gilt.

Probiere es aus mit der nĂ€chsten Person die du siehst — du wirst erstaunt sein, wie diese fĂŒnf kleinen Worte die Verbindung zu Personen und Beziehungen verĂ€ndern können.

Und du, wie geht es dir heute von 1-10?


[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18211139/
[2] https://press.rsna.org/timssnet/media/pressreleases/pr_target.cfm?ID=389


Kopfzeilenfoto: Alexander Suhorucov von Pexels