opendata.admin.ch, das Pilotportal fĂŒr offene Behördendaten der Schweiz, ist seit Mitte September 2013 live. Es erlaubt den Projektpartnern konkrete Erfahrungen mit der Veröffentlichung von Daten und ihrer Wiederverwendung zu machen. Diese Chance nutzen bereits sieben BundesĂ€mter und der Kanton ZĂŒrich.

Im Sommer 2012 ging die Stadt ZĂŒrich voran, Bund und Kantone folgen: Open Data ist dabei, sich als Grundsatz zu etablieren. FĂŒr Entwickler und Betreiber von Apps und Sites werden mehr und mehr frei verwendbare Rohdaten verfĂŒgbar, die mit Mehrwert genutzt werden wollen. Das Thema Open Data bewegt eine grosse Vielfalt von Akteuren in Behörden, Medien, Firmen und der wachsenden Schweizer Community einzelner Entwickler, Designer und Aktivisten. Die Dynamik ist da, der politische Wille entsteht, Austausch findet statt. Nach wie vor sind auf allen Seiten Unsicherheiten vorhanden – ganz Ă€hnlich wie am Anfang anderer grosser Entwicklungen zwischen Gesellschaft und Technologie – aber auch grosser Elan, und die Chance fĂŒr einen echten Innovationsimpuls und einen bleibenden Kulturwandel.

Eine gemeinsame Infrastruktur

Das unter der Leitung des Bundesarchivs entwickelte Pilotportal ist bewusst so konzipiert, dass es offene Behördendaten von Datenherren auf allen föderalen Ebenen aufnehmen und nutzbar machen kann. Dabei verbleibt die Hoheit ĂŒber die Daten aber bei den jeweiligen Datenherren. Diese haben verschiedene Möglichkeiten, “ihre” offenen Daten ĂŒber das Portal verfĂŒgbar und nutzbar zu machen: Minimal notwendig sind die Bereitstellung von Metadaten – sei es ĂŒber eine Datei auf einem zugĂ€nglichen Server oder ĂŒber einen Dienst wie beispielsweise bei Geo-Daten. Die Rohdaten zum Herunterladen können via Links auf die Quellsysteme des Datenherren zur VerfĂŒgung gestellt werden oder – falls solche Systeme unter UmstĂ€nde beim Datenherren fehlen – auch physisch in einem Datenspeicher des Pilotportals. Dienste werden selbstverstĂ€ndlich via Link eingebunden.

Offene Lizenzen

So speziell die Schweiz auch sein mag, und es einen schweizerischen Weg zu Open Data braucht: Es ist mehr als sinnvoll, die erprobte Praxis anderer LĂ€nder zu nutzen. Das von WWW-Erfinder Tim Berners-Lee formulierte “Five Star Deployment Scheme for Open Data” ist weltweit Grundlagentext, und seine erste Bedingung lautet: Offene Daten sind unter offenen Lizenzen publiziert. Das Portal der Stadt ZĂŒrich kam dieser Bedingung von Beginn weg nach, auf Bundesebene besteht hier nach wie vor Handlungsbedarf: Die ĂŒberwiegende Mehrheit der DatensĂ€tze ist mit den bisherigen Lizenzen auf dem Portal verzeichnet. Geschlossene, unklare oder widersprĂŒchliche Lizenzen sind eines der grössten Hindernisse bei der Nutzung. WĂ€hrend hierzu beispielsweise im Bereich der öffentlichen Statistik rechtliche Grundlagen anzupassen sind, ist dies in anderen Bereichen nicht nötig. Das Pilotportal erlaubt es, die Find- und Nutzbarmachung von Daten, deren Öffnung keine rechtlichen Anpassungen nötig machen, mit geringem Aufwand zu fördern.

5 Star Scheme of Open Government Data

Die von WWW-Erfinder Tim Berners-Lee aufgestellten Anforderungen fĂŒr die Publikation von Open Data haben weltweit GĂŒltigkeit.

Gemeinsam Erfahrungen sammeln

Vergangenen Herbst hat der Bundesrat dem Informatikstrategieorgan Bund den Auftrag erteilt, eine Open Government Data Strategie Schweiz zu erarbeiten. Diese ist mittlerweile in der verwaltungsinternen Vernehmlassung und wird voraussichtlich im April im Bundesrat behandelt. Damit stehen die Zeichen auf GrĂŒn fĂŒr einen gesamtschweizerischen, strategischen Wechsel vom “Pull”- zum “Push”-Prinzip bei der Veröffentlichung von Behördendaten. Das heisst, dass Behörden nicht-sicherheitskritische und nicht Drittrechten – beispielsweise Persönlichkeitsrechten – unterliegende Daten ohne eine konkrete Anfrage der Öffentlichkeit zur freien Wiederverwendung zur VerfĂŒgung stellen. Dazu mĂŒssen Ämter und Fachstellen wissen, wie und in welcher Form sie ihre Daten veröffentlichen sollen. Dieser Austausch ĂŒber die gegenseitigen BedĂŒrfnisse findet statt, an formellen wie informellen Treffen. Wobei letztere wie etwa die seit Herbst 2011 halbjĂ€hrlichen stattfindenden make.opendata.ch-Hackdays oder die von Statistik Stadt ZĂŒrich im Oktober und November 2013 organisierten Hacknights eine wichtige Rolle spielen.

Nutzung nachhaltig fördern

Dass die Entwicklung von öffentlichkeitswirksamen “Leuchtturm”-Applikationen fĂŒr die Öffnung weiterer Daten förderlich sein können, ist nachvollziehbar. Doch können sie bestenfalls Katalysator sein, nicht aber der Motor zur Öffnung der Daten. Denn was sich aus ihnen ergibt, lĂ€sst sich weder voraussagen noch voraussetzen – werden sie ja eben zur freien Wiederverwendung geöffnet und nicht zusammen mit einem konkreten Auftrag an einen Dienstleister, diese oder jene Applikation zu entwickeln. Klar ist, dass ihre Freigabe die Grundlage fĂŒr Innovationen schafft, und damit Wirtschaftsförderung bei bescheidenen AufwĂ€nden darstellt. Wie sich die Nutzung der Daten am besten gezielt und nachhaltig fördern lĂ€sst, darĂŒber besteht noch keine Einigkeit und es wird immer verschiedene AnsĂ€tze geben. Unbestritten aber ist, dass hier dasselbe gilt wie bei der Öffnung der Daten an sich: Die AnsprĂŒche und Potenziale lassen sich am zweckmĂ€ssigsten im gegenseitigen, öffentlichen Austausch zwischen Datenherren und -nutzern ergrĂŒnden und realisieren. Dabei ist das Partizipieren am Pilotportal fĂŒr Gemeinden, Kantone und BundesĂ€mter ein wesentlicher Schritt.

5 Heart Scheme of Open Government Data

Die Nutzung von Open Data lÀsst sich gezielt fördern: nicht mit kurz wirkenden App-Wettbewerben, sondern im lÀngerfristigen Austausch.

Weitere Informationen:

Datenportal Schweiz: opendata.admin.ch

Datenportal England: data.gov.uk

Schweizer Open Data Initiative: opendata.ch

Weltweite Open Data Initiative: okfn.org