Publiziert in: Swiss Made Software vol. 4

Benutzerfreundliche Web- und Mobile-Anwendungen beruhen auf offenen Methoden, InteroperabilitĂ€t sowie Wiederverwendbarkeit von Daten. In der Kombination dieser Faktoren schlummert das grösste Potenzial fĂŒr Innovation im öffentlichen Sektor.

Leider lĂ€sst die Benutzbarkeit von vielen digitalen Behördendiensten noch zu wĂŒnschen ĂŒbrig – sowohl aus Nutzer- wie auch aus Betreibersicht. Das will die US-Regierung Ă€ndern. Im «U.S. Digital Services Playbook» hat sie dreizehn bewĂ€hrte Praktiken aus Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung zusammengestellt. Gemeinsam angewandt helfen sie Behörden effektive digitale Dienste zu konzipieren, zu bauen und zu betreiben. Basierend auf unserer eigenen, langjĂ€hrigen Erfahrung mit Behördenprojekten haben wir drei Punkte identifiziert, die entscheidend sind, um zeitgerecht und kostengĂŒnstig bessere digitale Dienste zu schaffen.

Verstehen, was Nutzer brauchen

Erfolgreiche digitale Projekte beginnen immer mit der Ermittlung der wahren BenutzerbedĂŒrfnisse von Endnutzern wie Verwaltungsangestellten. Sie mĂŒssen von Anfang an in den Konzeptionsprozess einbezogen werden. Die NutzerbedĂŒrfnisse sind fĂŒr die Benutzbarkeit und damit den Erfolg eines digitalen Dienstes weit massgeblicher als eine kompromisslose RĂŒcksichtnahme auf ZwĂ€nge von Verwaltungsstrukturen und -silos. Dass konzeptionelle und technische Entscheidungen in geschlossenen Projektgruppen gefĂ€llt werden, sieht man vielen digitalen Behördendiensten an. Darum testen wir Annahmen und Prototypen laufend mit echten Menschen und gewĂ€hrleisten, dass ein Konzept auf dem richtigen Weg ist.

Iterativ bauen, laufend testen

Mit einem inkrementellen, zĂŒgigen Entwicklungsstil reduzieren wir Projektausfallrisiken massiv. Funktionierende Software wird frĂŒh in die HĂ€nde von Nutzern ĂŒbergeben. Das Auftraggeber- und Entwicklerteam kann so prompt und laufend Anforderungen und EntwicklungsplĂ€ne aufgrund von Beobachtungen des Nutzerverhaltens anpassen. Immer gilt es, Entscheide nicht auf eigene Vermutungen und blosse WĂŒnsche abzustĂŒtzen. Zudem muss die StĂŒck um StĂŒck entstehende Software laufend in Betrieb genommen und einfach automatisch getestet werden können. Professionell angewandt, auf spezifische BedĂŒrfnisse und Situationen angepasst, sichern agile, iterative Methoden den Projekterfolg.

«Open» ermöglicht Innovation

Schaffen Behörden auf diese Weise digitale Dienste und machen generell geeignete Daten öffentlich verfĂŒgbar, schaffen wir zusammen Mehrwert. Der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen und Informationen wird vereinfacht, die Öffentlichkeit kann auf einfache Weise Korrekturen anbringen und BeitrĂ€ge leisten, und die Wiederverwendung offener Behördendaten durch andere Behörden und Dritte wird gefördert. Von den dadurch geschaffenen digitalen Diensten profitieren wir als BĂŒrger, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft wie auch die Behörden selbst. Die Öffnung von Behördendaten in der Schweiz schreitet 2015 weiter voran. Offene Behörden haben erkannt, dass Innovation nicht primĂ€r eine Frage der Technik ist, sondern der eigenen Einstellung zum gesetzlichen Auftrag.

Image: playbook.cio.gov